„Heino Jaeger – look before you kuck“

(D 2012, 120 Min., Regie: Gerd Kroske)

Der Maler und Kabarettist Heino Jaeger war einst ein gefeierter Radio-Star. Die Rundfunkaufnahmen „Fragen Sie Dr. Jaeger“ erreichten in den 1970er Jahren Kultstatus. Dennoch scheint ihm diese Radio-Popularität als Maler „verletzt“ zu haben. Nach zehn Jahren brach er seine Rundfunkarbeiten abrupt ab. Er verfällt dem Alkohol. Behaftet mit einem erheblichen Kriegstrauma, einer anarchisch anmutenden Verrücktheit, aber fernab von exzentrischer Künstlerattitüde, verstarb Heino Jaeger 1997 gerade einmal 59-jährig in einem psychiatrischen Pflegeheim in Bad Oldesloe. Seine letzten zwölf Lebensjahre verbrachte er dort, alkoholkrank in schizoider Dämmerung.

Provokant, aber nicht exzentrisch: Heino Jaeger (Foto: realistfilm)

Als Maler hinterließ er Bilder, die sich jedem -Ismus verweigern. Bestechend genau und mit einer doppelbödigen Ironie. Es ist zumeist eine grundsätzliche Auseinandersetzung mit dem deutschen Wesenszustand. Bilder die präzise, boshaft und skurril sind. Sein provokantes Spiel mit Nazi-Symbolik hat sein Publikum verstört. So etwas wollte sich niemand an die Wand hängen.

Kriegstrauma als Landser: Heino Jaeger (Foto: realistfilm)

Der Film nimmt die entstandenen Materialien Heino Jaegers auf (Bilder, Zeichnungen, Fotos, Filmmaterial), trifft auf Menschen und Orte, um so sein Leben in einem „properen“ Westdeutschland zu erzählen, an dem er zerbrach. Ein Film über einen Künstler, durch den die deutsche Geschichte wie in einem Brennglas fokussiert ist. Ein Krieg ist vorbei, aber niemals bewältigt.

Der Film wurde mit dem FBW-Prädikat „besonders wertvoll“ ausgezeichnet und gewann beim 17. Filmfest SH – Augenweide 2013 den Preis für einen langen Dokumentarfilm sowie die „Goldene Taube“ beim 55. Int. Leipziger DOKfest 2012.

Do, 26.9.2019, 19 Uhr, KulturForum in der Stadtgalerie Kiel
(Andreas-Gayk-Str. 31)

Eintritt: 5 € (erm. 3 €, Geflüchtete frei)

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