„Brundibár – Brücke über Zeit und Raum“

(Österreich 2016, 91 Min., Regie: Arno Aschauer)

September 2015: 22 Jugendliche zwischen 12 und 14 Jahren, alle Schüler*innen der Neuen Musikmittelschule Wiener Neustadt (NMMS), reisen in Begleitung ihrer Lehrer*innen sowie des Filmschaffenden Arno Aschauer und der Psychotherapeutin und Shoa-Forscherin Anna Wexberg-Kubesch in das Ghetto Theresienstadt. Ziel: Sich am Ort, wo 1942 die von Hans Krása (Musik) und Adolf Hoffmeister (Libretto) komponierte Kinderoper „Brundibár“ unter schwierigsten Bedingungen uraufgeführt wurde, auf ihre eigene Produktion des Werkes einzustimmen.

SchülerInnen der Neuen Musikmittelschule Wiener Neustadt mit der Zeitzeugin Evelina Merová im Ghetto Theresienstadt (Foto: Mischa Erben)

’Brundibár’ ist für mich einfach eine Art Hilfe für die Kinder aus Theresienstadt. Ich weiß nicht, eine Art Hilfewort“, wird Rebekka (12), Mitglied im Brundibár-Ensemble 2016, zehn Tage nach der Rückkehr sagen, immer noch unter dem Eindruck des dort Gesehenen. Was den Kindern und Jugendlichen besonders nahegeht: von den 15.000 Kindern, die zwischen 1941 und 1945 in Theresienstadt zu Tode kamen, waren die meisten im gleichen Alter wie sie jetzt. Schulunterricht war dort anfangs verboten, also wurden aus der Not pädagogische Alternativkonzepte entwickelt. „Brundibár“ bildete dazu ein existentielles Stück Musikkultur für die Kinder auf der Bühne und im Zuschauerraum.

1970 wiederentdeckt, ist die Oper seitdem fixer Bestandteil einer sich permanent entwickelnden Erinnerungskultur. So auch im Jahresprojekt der NMMS. Die ursprüngliche Betroffenheit, entstehend im Erstkontakt mit dem Werk, seinem historischen Aufführungsort und noch lebenden Zeitzeug*innen, wird über neue pädagogische Vermittlungsmethoden transformiert. Im Hier und Jetzt entsteht durch die kollektive musikalische Erfahrung ein offener Zugang zur Vergangenheit und damit auch zur aktuellen Gegenwart. Die jüngsten Mitglieder einer durchdigitalisierten Informations- und Konsumgesellschaft erleben im Mai 2016 in der Gemeinschaft des analogen Chorgesangs den Brückenschlag über Zeit und Raum nachhaltig am eigenen Leib.

Der Dokumentarfilm „Brundibár – Brücke über Zeit und Raum“ begleitet den Transformationsprozess der Jugendlichen von Theresienstadt bis auf und hinter die Bühne des Wiener Neustädter Stadttheaters – und darüber hinaus.

Mi, 6.10.2021, 19 Uhr, KulturForum in der Stadtgalerie Kiel
(Andreas-Gayk-Str. 31)

Eintritt: 5 € (erm. 3 €, Geflüchtete frei)