Kiel, Anfang Mai 1945: Bernd Fiedler, 1941 Nachgeborener, hat 40 Zeitzeug*innen filmisch interviewt, wie sie das Kriegsende im „Mein Frühling ’45“ erlebten.

Kay Gerdes berichtet von jenen „5 Tagen im Mai“ aus Sicht der damaligen britischen Soldaten, die in Kiel einmarschierten, auch um den vorrückenden Roten Armee zuvorzukommen. Der Kalte Krieg war schon auf dem Weg …

Zwei Filme über ein Kriegsende, das auch neue Anfänge zeigt … Wie kann in einem Land, das unter seiner Diktatur den „totalen Krieg“ kämpfte und mit dem Völkermord u.a. an den Juden und Jüdinnen ein Menschheitsverbrechen verübte, eine Demokratie werden, die sich die Fragen nach der Schuld offen stellt?

„5 Tage im Mai”

(D 2007, 43 Min., Regie: Kay Gerdes)

Am 5. Mai 1945 erreichte eine Spezialeinheit britischer Soldaten vor der eigentlichen Frontlinie Kiel und beendete hier den Krieg. Befürchtungen der West-Alliierten, die Russen könnten bis zur Nordsee und nach Dänemark vorrücken, waren der Grund für den Einsatz dieser Einheit. Sie sollte einem möglichen Einmarsch der Roten Armee zuvorkommen und deshalb möglichst schnell nach Kiel gelangen. Britische Kriegsveteranen und deutsche Zeitzeugen berichten über die Ereignisse dieser Tage: Die Machtübernahme durch die Briten, das Chaos in der durch Flüchtlinge und heimkehrende deutsche Soldaten überfüllten Stadt, letzte verzweifelte Versuche, den Vormarsch der Sieger zu stoppen, und schließlich das Kriegsende am 8. Mai 1945.

Die Dokumentation ist eine filmische Momentaufnahme dieser „5 Tage im Mai“, die durch zum Teil bislang nicht veröffentlichtes Film- und Fotomaterial auch aus britischen Archiven ergänzt wird.

Britische Kriegsveteranen vor dem ehemaligen Marineschule, heute Kieler Landtag (Still aus dem Film von Kay Gerdes)

„Mein Frühling ’45“

(D 2022, 45 Min., Drehbank Filmproduktion: Bernd Fiedler)

1945 endete für die Deutschen nicht nur der 2. Weltkrieg, sondern auch eine Gewalt-Diktatur, in der die meisten Menschen irgendwie mitgemacht hatten. Was nicht heißt, dass sie die brutalen Verbrechen der Nationalsozialisten tatkräftig unterstützten, jedoch durchaus einige Kenntnis davon hatten. Denn obwohl die offiziellen Informationen über die Gesamtlage sehr dürftig und oft falsch waren, funktionierte die heimliche Mund-Propaganda gerade hier sehr gut.

Wie Adolf Hitler und etliche prominente Nazis den Frühling 1945 erlebten, ist ja inzwischen bekannt. Wie aber hat der/die normale Bürger*in diese Situation wahrgenommen – und überlebt? Das sagt eigentlich viel mehr aus über diese ungewöhnliche Zeit. Zum Beispiel eine alte Frau, die bei Kriegsende im Frühling 1945 als junge Studentin in Berlin lebte, erzählte: „Wir haben damals versucht, bis zum Ende einen normalen Alltag zu leben.“ Und das in der völlig zerstörten, heiß umkämpften Reichshauptstadt Berlin.

Das Land zwischen den Enden des Regenbogens … (Foto: Bernd Fiedler)

Diese Aussage regte Bernd Fiedler dazu an, Zeitzeug*innen über ihren persönlichen Frühling ’45 vor laufender Kamera zu befragen. Und da ging es nicht nur um das Überleben des äußerst gefährlichen Kriegs-Alltags, sondern auch darum: Wie werde ich fertig mit dem Ende des nationalsozialistischen Systems. Und was kommt da Neues auf mich zu? Alltag?

Di, 16. Mai 2023, 19 Uhr, KulturForum in der Stadtgalerie Kiel
(Andreas-Gayk-Str. 31)

Eintritt: 5 € (erm. 3 €, Geflüchtete frei)