Am 9.11.1923, vor 100 Jahren, versuchte die NSDAP unter Adolf Hitler und Erich Ludendorff mit dem „Marsch auf die Feldherrenhalle“, die junge deutsche Demokratie der Weimarer Republik zu stürzen. Der Putschversuch scheiterte wie schon der Kapp-Putsch drei Jahre zuvor. Im Januar 1933, vor 90 Jahren, beseitigten Hitler und seine Vasallen endgültig die parlamentarische Demokratie und errichteten die Nazi-Diktatur, in deren Folge Millionen Menschen in Konzentrationslagern litten und ermordet wurden. Zwei historische Dokumentationen von Kay Gerdes und anderen zeichnen den Weg vom Kapp-Putsch in Kiel bis zum „Arbeitserziehungslager Nordmark“ in Kiel-Russee nach.

„Der Kapp-Putsch in Kiel 1920 – Reaktionäre gegen die Republik“

(D 2020, 50 Min., Dokumentarfilm von Kay Gerdes und Klaus Kuhl)

Im März 1920 versuchten reaktionäre Kräfte, die in der Novemberrevolution 1918 errungene demokratische Republik wieder abzuschaffen. Daraufhin traten die Arbeiter in ganz Deutschland in den Streik. Auch große Teile des Bürgertums stellten sich gegen den Putsch.

Die Putschisten richteten ein Blutbad unter der Kieler Zivilbevölkerung an. Die Arbeiter bauten daraufhin eine Arbeiterwehr auf. Als die Gegenseite unter Konteradmiral von Levetzow nach der Flucht Kapps ihre Gewaltmaßnahmen noch steigerte, kam es zu erbitterten Kämpfen in großen Teilen des Stadtgebiets. Insgesamt gab es fast 80 Tote. Dabei wurde die Arbeiterwehr von der Kieler Sicherheitspolizei unterstützt, während Levetzow auf eine Einheit des Freikorps Loewenfeld und auf Teile der Zeitfreiwilligen (eine Art Bürgerwehr, unterstützt von Studenten und Schülern) zurückgreifen konnte.

Arbeiterwehr und Polizei konnten die Putschtruppen schließlich aus Kiel vertreiben. Die hier stationierten Marineeinheiten begannen, einige ihrer Offiziere abzusetzen. Levetzow wurde auf seiner Flucht in Lütjenburg verhaftet. Neuer Chef der Marinestation in Kiel wurde zunächst der Vorsitzende des Kieler Gewerkschaftskartells Gustav Garbe und dann der Sozialdemokrat und Leutnant zur See Carl von Seydlitz.

Der Dokumentarfilm von Kay Gerdes und Klaus Kuhl stützt sich auf eine Reihe wichtiger Zeitzeugen, die diese größtenteils noch selbst in den 1980/90er Jahren befragen konnten. Als Kommentator konnte Professor Oliver Auge von der Universität Kiel gewonnen werden.

DVD-Cover „Der Kapp-Putsch in Kiel 1920“ (Foto: Kay Gerdes / Klaus Kuhl)

Das Projekt wurde gefördert von:

  • Deutscher Gewerkschaftsbund Kiel-Region
  • IG Metall Kiel-Neumünster
  • Amt für Kultur und Weiterbildung der Landeshauptstadt Kiel
  • Rosa-Luxemburg-Stiftung Schleswig-Holstein

Das Stadtarchiv Kiel stellte dankenswerterweise eine Reihe von Fotos zur Verfügung.

Weitere Infos unter www.kurkuhl.de.

„Wiedersehen nach 42 Jahren“

(BRD 1987 / neu bearbeitet 2020, 40 Min., Dokumentarfilm von Irene Dittrich, Kay Gerdes und Detlef Korte)

Mai 1987: Ein Intercity trifft in Kiel ein. Unter den Fahrgästen sind sieben Frauen aus Luxemburg. Sie waren im Frühjahr 1945 bis zum Ende des Zweiten Weltkriegs im so genannten „Arbeitserziehungslager Nordmark“ interniert. Nach 42 Jahren kommen sie mit ihren Angehörigen nun zum ersten Mal wieder nach Kiel. Das Lager am Russee war die letzte Station ihrer Deportation durch verschiedene Haftanstalten und Konzentrationslager.

Ehemalige Häftlinge des „Arbeitserziehungslagers Nordmark“ gedenken der Opfer (Still aus dem Film)

Das AEL Russee existierte vom Sommer 1944 bis zur Befreiung im Mai 1945. Fast 600 Menschen wurden in dieser Zeit dort umgebracht.

„Arbeitserziehungslager Nordmark“ in Russee nach der Befreiung durch die Briten 1945

Der Film nutzt den Besuch der Luxemburgerinnen, anhand von Interviews – auch mit Kieler Zeitzeugen – und historischen Dokumenten die Geschichte des Lagers nachzuzeichnen.

Mi, 15. November 2023, 19 Uhr, KulturForum in der Stadtgalerie Kiel

Eintritt: 5 € (erm. 3 €, Geflüchtete frei)


Im Zusammenhang mit diesem Filmprogramm möchten wir auch auf die November-Veranstaltungen des Mahnmal Kilian e.V. im Flandernbunker (Kiellinie 249, 24106 Kiel) aufmerksam machen:

  • Mi, 8.11.2023, 19 Uhr: „Inseln des jüdischen Lebens im Norden“. Von Kiew, Hauptstadt der Ukraine, nach Kiel – moderierter Lebensbericht und Diskussion mit Viktoria Ladyshenski, Geschäftsführerin der Jüdischen Gemeinde Kiel und Region
  • Sa, 11.11.2023, 18 Uhr (auch Fr, 10.11.2023 – bereits ausverkauft, wenn auch der Samstag-Termin ausverkauft sein sollte, ebenso am So, 12.11., 18 Uhr): „History Rocks – The War To End All Wars – The Movie“ – Ein Filmprojekt der schwedischen Rockband „SABATON“ zum 1. Weltkrieg als Diskursangebot. Dieser Film wird als Weltpremiere rund um den 11. November gezeigt – dem historischen Tag des Waffenstillstands im 1. Weltkrieg. (Voranmeldung bitte unter: info@kriegszeugen.de oder 0431-2606309 (tgl. 10-17 Uhr.)

Themenführungen:

  • So, 5.11.2023, 11.30 Uhr: Führung mit O-Tönen von Zeitzeugen zur Geschichte des Flandernbunkers
  • So, 12.11.2023, 11.30 Uhr: Kiel im Luftkrieg und die Flakhelfer
  • So, 19.11.2023, 11.30 Uhr: U-Boot-Krieg und der Flandernbunker
  • So, 26.11.2023, 11.30 Uhr: Bomben und Traumata. Unheimliche Hinterlassenschaften des Krieges