„Wendepunkte“

(D 2014, 88 Min., Regie: Christoph Corves)

„Wendepunkte“ ist ein Film über zwei Männer aus der Zuckerbranche, die allen Widrigkeiten der Globalisierung zum Trotz ihre Lebensträume verfolgen. Eine Geschichte über den Wunsch, den eigenen Traum von Freiheit zu leben, das Leben selbst gestalten zu können. Und es ist eine Geschichte von ganz unten und ganz oben. Hans Werner ist Arbeiter in der Schleswiger Fabrik des Nordzucker-Konzerns. Als Nordzucker 2003 die Fabrik schließt, beginnt für ihn eine Odyssee. Ulrich Nöhle ist der Vorstandsvorsitzende von Nordzucker. Durch die Krise kommt auch sein Leben an einen unerwarteten Wendepunkt. Der Film verfolgt die Lebenswege der beiden Protagonisten über die Jahre 2003-2012.

Zwei Männer und der Zucker im Globalisierungswandel (Titelcollage der Film-DVD)

„Wendepunkte“ ist der dritte Teil einer Trilogie über das weltweit 70 Mrd. $ schwere Geschäft mit Zucker. In „Süßhunger – Der heimliche Zuckerkrieg“ (D 2002) reiste Regisseur Christoph Corves durch drei Kontinente, um Gewinner und Verlierer des globalisierten Zuckermarktes zu zeigen. In „Die letzte Schicht“ (2009) begleitet die Kamera die Schließung der Schleswiger Nordzucker-Fabrik, gefolgt von „Wendepunkte“ über einen Arbeiter und einen Unternehmer und deren Lebenswege nach dem Ende der Zuckerproduktion in Schleswig.


Wendepunkte

Dokumentarfilm von Christoph Corves (88 Minuten, Dreh 2003-2012, Fertigstellung 2014)

„Wendepunkte“ beschäftigt sich mit zwei sehr grundlegenden Bedürfnissen aller Menschen. Sie brauchen Sicherheit und streben gleichzeitig nach Freiheit und Selbstbestimmung. Kann man beides gleichzeitig haben? Eine Arbeit zu haben, bedeutet Sicherheit. Der Verlust der Arbeit bringt Menschen an Wendepunkte. Wie gehen Menschen mit diesen Wendepunkten um?

Bundeskanzlerin Merkel macht Werbung für die deutsche Zuckerindustrie (Fotos: Dokufaktur)

Wir leben in einer Zeit, in der die Arbeitswelt sich immer schneller verändert. „Change“ ist das Wort unserer Zeit. Die Macher treiben den Wandel voran. Die anderen werden getrieben. Von ihnen wird „Flexibilität“ verlangt. Sind sie Opfer? Was bedeutet „Heimat“, wenn Menschen wie Nomaden der Arbeit hinterher ziehen müssen? Was bedeutet „Freiheit“, wenn man in der Arbeit wie eine Marionette an Fäden hängt? Wie bewahren sich Menschen Würde und Autonomie, wenn sie in der Arbeit, dem größten Teil ihres Lebens, fremdbestimmt sind?

„Wendepunkte“ ist eine Geschichte von zwei Männern. Von Hans Werner und Ulrich Nöhle. Eine Geschichte von ganz unten und ganz oben.

Zukunft bei Nordzucker? – Hans Werner

Hans Werner ist Arbeiter in der Zuckerfabrik Schleswig des Nordzucker-Konzerns. Als 2003 die Globalisierung Nordzucker in eine tiefe Krise stürzt, schließt der Konzern die Fabrik und versetzt Hans Werner in das Schwesterwerk in Güstrow. Doch seine Familie will nicht mitkommen. Für Hans Werner beginnt eine Odyssee. Doch er hat einen Traum von einem selbstbestimmten Leben, den er mit allen Mitteln verfolgt. Wird es ihm gelingen, seinen Traum von Freiheit wahr zu machen? Und wird seine Frau Petra ihn dabei begleiten?

Ulrich Nöhle ist der Vorstandsvorsitzende von Nordzucker. 2003 nimmt er den Job bei Nordzucker an. Ihn reizt die Herausforderung, den Konzern durch seine schwerste Krise zu bringen. „Managen ist verändern“, sagt er. Und der ehrgeizige Manager will entscheiden, gestalten und verändern. Nöhle will Nordzucker zu einem Global Player auf dem Süßstoffmarkt machen. Doch seine Aktionäre, zu 100 Prozent Rübenbauern aus der norddeutschen Provinz, wollen ihm nicht folgen. 2007 beenden sie den Vertrag mit Nöhle. Eine ungewohnte Situation für den Erfolg gewohnten Manager. Doch auch Nöhle hat einen Traum. Er will endlich alles selbst bestimmen, und zwar als Gefängnisdirektor in seinem eigenen Gefängnis.

Auf den ersten Blick könnten Hans Werner und Ulrich Nöhle nicht unterschiedlicher sein. Wendepunkte begleitet die beiden Männer über 10 Jahre. Eine Reise durch die deutsche Provinz zu den Quellen, die uns „ticken“ lassen.

Christoph Corves


Mi, 24. Januar 2024, 19 Uhr, KulturForum in der Stadtgalerie Kiel (Andreas-Gayk-Str. 31)

Eintritt: 5 € (erm. 3 €, Geflüchtete frei)