Seit mehr als 50 Jahren betont der Kieler Filmemacher Bernd Fiedler die Bildgestaltung im Film als herausragende Komponente dieses Mediums. Neben seinen Arbeiten für einen „Film pur“, dessen „poetische Filme keine Handlung im narrativen Sinne abspulen“ (Fiedler), ist seine Bildsprache auch beim konventionellen Film nicht selten bemerkenswert.
FilmFörde verfolgt diese Spur retrospektiv in drei seiner Filme, die auch als Zeitdokumente zu würdigen sind. Neben „Der einsame Wanderer“ (1968, Kamera), „Crash Theo“ (1969, Kamera) und „Und da hat er diese Idee gehabt von Lemmy Caution“ (1971, Regie und Kamera) zeigen wir den Experimentalfilm „As For Me“ (2015) als Beispiel für Fiedlers Auffassung vom „Film pur“, der zum „wahrhaft poetischen Beobachter“ wird, weil er sich „auf seine ursprünglichen medialen Möglichkeiten besinnt“. Bernd Fiedler ist anwesend und zeigt „Der einsame Wanderer“ analog auf einem 16mm-Zwei-Band-Projektor.
„Der einsame Wanderer“ (BRD 1968, 35 Min., R: Philipp Sauber, K: Bernd Fiedler)
„Der einsame Wanderer“, ein 35-minütiger Studenten-Film im 16mm-Format aus der Deutschen Akademie für Film und Fernsehen Berlin (DFFB) von 1968 (Regie: Philipp Sauber, Kamera: Bernd Fiedler), überzeugt trotz seiner disparaten Handlung, die eher Szenen- und Bild-Einfälle aneinander reiht, als eine geschlossene Geschichte zu erzählen, durch seine an stummfilmhafte Bildästhetik. Dabei kommt dem Hell-Dunkel-Kontrast sowohl in den langen, festen, als auch in beweglichen (z.T. auch Hand-) Kameraeinstellungen eine tragende Rolle zu.
In einer Inhaltsangabe des DFFB-Archivs heißt es unter anderem: „Ein einsamer Wanderer kommt zu einem herrschaftlichen Anwesen und fragt nach einer Unterkunft für die Nacht. Das gut situierte Paar nimmt ihn bei sich auf – doch es bleibt nicht bei der einen Nacht. Der einsame Wanderer beobachtet die beiden zurückgezogen lebenden Menschen und verbringt abwechselnd Zeit mit ihnen … Als Fährmann ist er am Ende des Films ein Vorbote des Todes.“
Im Zusammenwirken mit einer spröden fragmentarischen, aber dennoch anspielungsfreudigen Erzählweise werden die gewollte Künstlichkeit der Szenerie durch die kahle, winterliche Kulisse eines ländlichen Anwesens mit Herrenhaus und die stilisierten, kargen Dialoge der eher befremdlich wirkenden Personen befördert. (Helmut Schulzeck)
„Crash Theo“ (BRD 1969, K: Bernd Fiedler)
„Crash Theo“ porträtiert den DJ Bernd Theobald, der in den späten 60er Jahren im damals angesagten Münchner Club „Crash“ auflegte. Frühe DJ-Kultur, die heute längst als künstlerische Disziplin anerkannt ist. Der Film zeigt, dass auch schon damals „Diskjockeys“ nicht bloß Plattenaufleger, sondern Entertainer waren. (ögyr)
„Und da hat er diese Idee gehabt von Lemmy Caution“
(BRD 1971, R/K: Bernd Fiedler)
Bei „Und da hat er diese Idee gehabt von Lemmy Caution“ handelt es sich um eine sehr persönliche, intensive kleine Kamerastudie über Eddie Constantine, die bei den Dreharbeiten zu Ulli Lommels Film „Haytabo“ 1971 in München entstand (in dem unter anderen auch Rainer Werner Fassbinder mitspielte). Fiedlers Film berührt durch die dichte begleitende Nähe zu Eddie Constantine, die trotz der anfänglichen Beiläufigkeit des Geschehens eine berührende Intensität zum Protagonisten entwickelt und schließlich in eine direkte Kommunikation von ihm mit der Kamera mündet. (Helmut Schulzeck)
„As For Me“ (D 2015, R/K: Bernd Fiedler)
In „As For Me“ mixt Fiedler poetisch und z.T. grafisch bearbeitet („Falsch“-Farben) Natur-Stillleben, Frauen-Porträts und ein „Dada“-Lautgedicht, gesungen und gesprochen. Handlung? Gleich null – und gerade deshalb unendlich … „Sinn“, wenn überhaupt, beeindruckend bild(sprach)gewaltig … (ögyr)
Do, 11.10.2018, 19 Uhr, KulturForum in der Stadtgalerie Kiel (Andreas-Gayk-Str. 31)
Eintritt: 5 € (erm. 3 €, Geflüchtete frei)
Vorbericht von Ruth Bender in den Kieler Nachrichten vom 9.10.2018, S. 29 (PDF)
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