„Barstow, California“

(D / USA 2018, 76 Min., Regie: Rainer Komers, OmU)

In einer berückenden Mischung aus Porträt und dokumentarischer Poesie erkundet der Filmemacher Rainer Komers das Wüstenkaff Barstow – auf den Spuren und mit autobiografischen Texten des Dichters Stanley „Spoon“ Jackson, der dort aufwuchs, bis er wegen Mordes zu lebenslänglicher Haft verurteilt wurde.

Filmstill: Einer der 15 Brüder Jacksons liest aus seinen Texten.

Zur Off-Stimme Jacksons blicken wir auf die Landschaftsbilder der sonnen-durchtränkten kalifornischen Mojave-Wüste und der Kleinstadt Barstow, die an der Interstate 15 auf halber Strecke zwischen Los Angeles und Las Vegas liegt. In den Minen rund um Barstow wird bis heute Gold abgebaut.

Zwei der 15 Brüder Jacksons führen uns an diesen verödeten Ort ihrer Kindheit. Sie erzählen von der Familiengeschichte, von Armut, Rassismus, aber auch vom Zusammenhalt zwischen den Nachbarn am Fluss. Wir hören von den plötzlichen Fluten des Mojave River und vom rhythmischen Rattern der Güterzüge, die sie nachts in den Schlaf sangen. Noch immer rangieren sie dort, oder sie passieren ohne Halt das gottverlassene Barstow. Und immer liegt dieser Sound kreischender Eisenbahnräder in der Luft, der das Gefühl der Einsamkeit bis hinter die Gitterstäbe des Solana Gefängnisses zu tragen scheint. Ohne einen einzigen Satz über Politik zu verlieren, ist diese poetisch-biografische Ortserkundung hochpolitisch.

„Barstow, California“ ist nach „Nome Road System“ (2004, Deutscher Kurzfilmpreis) über ein Bergbaugebiet in Alaska und „Milltown, Montana“ (2009) über ein kontaminiertes Kupferbergbaugebiet im Westen Montanas der dritte Teil von Rainer Komers’ „The American West“-Trilogie mit ihrem „landscape listening“.

Film-Website: www.jip-film.de/barstow-california

Trailer:

Mi, 11. Mai 2022, 19 Uhr, KulturForum in der Stadtgalerie Kiel
(Andreas-Gayk-Str. 31)

Eintritt: 5 € (erm. 3 €, Geflüchtete frei)